Übersetzung eines Blogs von 5Rhythmen – Lehrer Adam Barley am Mittwoch, den 27. April 2016
Brutales Mitgefühl?
Dies ist ein(e Art) Protokoll von einem langen Workshop (in einem Seminarhaus) über Mitgefühl, den Schatten und wie wichtig es ist, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen (was ich am Ende bravourös vorgemacht habe, als ich mich beim Hinsetzen an einer Kerze fast selbst in Brand gesetzt habe!)
Wenn wir in einem Flowing oder Staccato Feld sind, ist es natürlich und gehört dazu, dass wir uns selbst, wenn nicht wichtig, dann doch wenigstens persönlich nehmen, uns selbst annehmen. Auch bei der Arbeit mit Angst oder Wut, unserer Säuglingszeit oder Kindheit – alles die Zonen 1 und 2 betreffende [alles was mit Flowing/Staccato zu tun hat], da ist es angemessen, uns selbst anzunehmen, unsere Geschichte ernst zu nehmen. Die Aufgabe in jedem Zone 3 Stadium wie z.B. Chaos, Traurigkeit oder der Jugendzeit ist Loslassen – Loslassen von unserer Person-alität. Und sobald wir im Lyrical sind ist das vorbei: wir können nicht im Lyrical sein und uns selbst ernst nehmen. Diese zwei sind ein totales Anathema. Wir können nicht wirklich in der Freude sein oder in der Welt, im Erwachsenenalter (der Mündigkeit), wenn wir uns selbst ernst nehmen. Wir können unsere Arbeit ernst nehmen, aber unsere Arbeit ist eine unpersönliche Sache.
Die Natur von Lyrical ist eine feine und komplexe Vereinigung der ersten drei Rhythmen, bloß umgekehrt. Sie nimmt an, dass das Erwachsenenalter so ist, wie es ist: ein komplexer Tanz aus der Rekapitulation unserer Vergangenheit und der Integration unserer jüngeren Identitäten mithilfe von kreativem Wirken in der Welt. So ist sogar unsere innere Arbeit immer noch ein kreatives Angebot, wenn es auf wirklich reife Art und Weise geschieht; keineswegs narzisstisch. Es ist unsere spirituelle Arbeit, unsere Heilungs-Arbeit. Es ist Arbeit. Und es ist nicht persönlich. Unsere persönliche Arbeit ist nicht persönlich. Wenn wir es persönlich nehmen, kommen wir vom Weg ab; spätestens dann, wenn wir damit für länger als einen Augenblick weiter machen. Dann wird das, was eine schlichte Geste der Schönheit war, ungesund; wenn wir zu lange daran festhalten und es zu ernst nehmen – die innere Arbeit wird ungesund durch Selbst – Wichtigkeit.

Ich sehe den Schatten von Mitgefühl unter uns. Ja, es ist schön eine heilende Kraft füreinander zu sein, oder genauer gesagt, einer heilenden Kraft zu erlauben durch uns hindurch zu kommen, füreinander. Ich konnte total sehen wie das in dieser Woche passiert ist. Aber sobald wir an uns selbst hängen – an dieser Erfahrung hängen – wird es ungesund. Es ist zu süß. Es wird ungesund und wir werden krank. Dann dauert es nicht lang und wir müssen uns trennen – wir haben einander geradezu satt, weil wir zu süß sind.
Das passiert, wenn wir eine Anhaftung daran haben, ein guter Mensch zu sein. Wir hängen daran, liebevoll miteinander zu sein. Also sehe ich Leute auf der Tanzfläche umherwandern, außerhalb von sich selbst nach etwas suchend, innerlich unverbunden, und im nächsten Augenblick versuchen sie für jemand anderen „da zu sein“!
Das ist der Schatten von Mitgefühl. Der Schatten von Mitgefühl muss jemand anderen heilen, muss mitfühlend mit jemand anderem sein – für seinen eigenen Selbstwert, das eigene Selbstbild, die eigene Validierung. „Oh, jetzt bin ich wer…. Mutter Theresa…“
Wahres Mitgefühl ist brutal, insofern als es vollkommen unpersönlich ist, wie alles im Zusammenhang mit Stillness und Spirit. Wir wollen, dass es persönlich ist. Wir wollen, dass Gott nett ist. Wir wollen, dass Gott sich kümmert. Eigentlich wollen wir, dass Gott sentimental ist. Gott ist nicht sentimental. Gott ist kein Fünkchen sentimentaler als der See da draußen, in dem wir ertrinken würden, wenn wir nicht aufpassen und schwimmen. Es ist ihm vollkommen egal. Nahrung für die Würmer und Fische. Super! Der See will unsere Leben nicht retten, genauso wenig wie Spirit das will. Nicht wirklich. Zumindest will Es das auf eine bestimmte Art nicht, Spirit ist einfach völlig leer. Es schert sich einen Dreck um etwas. Das ganze Fürsorgliche und das nett sein ist alles der lyrische, sehr menschliche, Level von Liebe. Vollkommene Liebe ist größer. Sie ist nicht persönlich.
Ich sterbe, ein Vogel stirbt, ein Fisch lebt, ein Planet ist geboren, ein Stern explodiert – all dies ist Teil des Tanzes, und der Tanz ist das, was passiert. Es ist nicht gut oder schlecht, es ist außerhalb solcher Beurteilungen. All diese Bedeutungen sind Material, mit dem wir Menschen das Universum und das Leben anmalen / beschönigen. Das Leben selbst ist nicht so persönlich. Im Großen und Ganzen ist es unwichtig. Nichts ist von Bedeutung. Es passiert einfach bloß alles. Nur wir wollen irgendeiner sentimentalen Gütigkeits- Geschichte anhängen. Es ist Teil des Bildes, ja, Süße und Güte und Licht, und unsere menschliche Erfahrung des Liebens, die sehr lyrisch ist – l(e)icht und warm und süß – aber wir kleben daran und es wird krankhaft, weil es nicht die endgültige Wahrheit ist. Es ist nicht der Endpunkt. Wir wollen da bleiben, aber es ist nicht der Endpunkt. Als nächstes kommt Stillness und da geht alles hin. All das Licht: alles weg. Das Nichts. Leere. Tod. Stillness ist der Rhythmus des Todes: alles wird gehen. All unsere wertvollen Ideen und kostbaren Gefühle: weg. Und wenn wir uns in unserer Praxis nicht in diese Stillness zurück fließen lassen, sind wir verloren (entschwunden). Wir müssen bereit sein all das gehen zu lassen, was persönlich ist, immer und immer wieder. Meine Knochen. Meinen Atem. Am Ende ist da nicht viel mehr, bis auf diesen heiteren, kleinen Tanz, den sie für ein paar flüchtige Momente miteinander teilen, während Adam Barley am Leben zu sein scheint.
Zu unserer persönlichen Geschichte, es ist nicht so, dass es sie nicht gibt, aber wir müssen bereit sein, sie als das zu behandeln, was sie ist: einfach ein paar Farben, die wir bekommen haben. Lasst uns ein Bild malen. Dies ist meine schöpferische Arbeit: lasst uns ein Bild malen. Oh! – all diese Gefühle – mag sie mich? – leiste ich da draußen eine gute Arbeit? – all dieses Zeug – gib es auf, gib es auf, gib es auf – und mach irgendwas Schönes daraus.
(ohne Anspruch auf Korrektheit frei übersetzt von Julia Knezevic)